Fußball Freestyle

Was ist Fußball Freestyle?

Fußball-Freestyle ist weitaus mehr als nur „Hacke-Spitze-1-2-3“. Denn obwohl Fußball und Fußball-Freestyle das gleiche Spielgerät – den Fußball – nutzen, gibt es abseits davon kaum Gemeinsamkeiten. Anders als beim klassischen Fußball steht beim Freestyle nicht das Toreschießen im Mittelpunkt, sondern die kreative Ausführung von Tricks mit dem Ball.

Eine einheitliche Definition der Sportart hat sich bis heute nicht durchgesetzt, was vermutlich auch dem Freestyle-Gedanken widerspricht. Gemeinhin wird Fußball Freestyle heutzutage wie folgt beschrieben:

Fußball-Freestyle ist eine Form des kreativen Selbstausdrucks durch das Ausführen von Fußballtricks mit einem gewöhnlichen Fußball.

Die Ausführung der Tricks ist dabei – vor allem in Battle-Turnieren – mit allen im Fußball erlaubten Körperteilen gestattet. Es gibt jedoch auch kreativere Interpretationen der Sportart, bei denen stilistische Elemente wie die Einbindung der Hände, meist in Shows, Teil der Performances sind. Im Laufe der Jahre wurde Fußball-Freestyle von anderen Sportarten beeinflusst, insbesondere der klassischen Jonglage, Breaking und Akrobatik.

Die World Football Freestyle Association (WFFA) beschreibt die positiven Effekte des Freestyle-Trainings wie folgt:

„Das Training im Freestyle-Fußball kann grundlegende Fähigkeiten enorm stärken, die in allen Lebensbereichen von Nutzen sind. Dazu gehören Körperbewusstsein, Gleichgewicht, Rhythmus, Kontrolle, Ballgefühl, Koordination und weitere innere Werte wie Selbstvertrauen, Respekt, Geduld und Verantwortung. Freestyle-Fußball hat für jeden etwas zu bieten: Es ist ein Sport, der Männern und Frauen gleiche Rechte einräumt und den wirklich jeder genießen kann – unabhängig von Herkunft oder Umgebung.“

Unter dem Hashtag #fslife teilen Fußball-Freestyler heute weltweit Inhalte in den sozialen Medien und geben so einen Einblick in ihren vielfältigen Lebensstil.

Die weltweite Entwicklung des Freestyle-Fußballs

1930er – 1970er: Die Ursprünge

Der Ursprung der Sportart Fußball-Freestyle reicht bis in die frühen 1930er Jahre zurück. Der als „Jahrhundert-Jongleur“ bekannte Italiener Enrico Rastelli wurde nicht zuletzt durch seine Darbietungen im Fußballstil auch als „Fußball-Rastelli“ bekannt. In den 1940er- bis 1970er-Jahren erlangte zudem der deutsche Jongleur und Artist Franz Josef „Francis“ Brunn durch seine faszinierenden, teilweise vom Fußballspiel inspirierten Vorführungen internationale Bekanntheit.

1980er – 1990er: Die Geburtsstunde des Fußball Freestyles

Die berühmten Aufwärmübungen von Diego Maradona in den 1980er Jahren gelten für viele als Startpunkt des modernen Freestyle-Fußballs. Beim Aufwärmen zum UEFA-Cup-Endspiel am 17. Mai 1989 begann Maradona plötzlich, den Ball mehrere Minuten lang mit Kopf und Fuß zu jonglieren, ohne ihn dabei fallen zu lassen. Inspiriert von Maradonas Kunststücken war es der ehemalige Bundesligaspieler der Stuttgarter Kickers, Woo Hee-young, auch bekannt als „Mr. Woo“, der sich Anfang der 1990er Jahre auf das Training und die Performance von Fußball-Freestyle-Tricks spezialisierte.

Als einer der ersten Fußball-Freestyle-Weltrekordhalter und durch seine Auftritte im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaften 1990 und 1994 gilt der Südkoreaner als der erste professionelle Fußball-Freestyler in der Geschichte des Sports. Seine Performances in den 1990er Jahren legten weltweit den Grundstein für die zunehmende Akzeptanz und Popularität des Freestyle-Fußballs im 21. Jahrhundert.

2000er – Heute: Ein globales Phänomen

Einen extremen Anstieg seiner Popularität erlebte der Freestyle Mitte der 2000er Jahre. Unter dem Slogan „Joga Bonito“ (portugiesisch für „Spiele schön“) startete der US-amerikanische Sportartikelhersteller Nike passend zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 eine der bisher erfolgreichsten Werbekampagnen aller Zeiten. Moderiert von der französischen Fußballlegende Éric Cantona veröffentlichte Nike zusammen mit Fußballstars wie Ronaldinho, Cristiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimović und Thierry Henry eine Serie von Werbevideos, die die Rückkehr zu deren Wurzeln als Straßenfußballer und Fußballtrickser auf dem Bolzplatz porträtierten. Dabei rückten Werte wie Kreativität, Respekt vor dem Gegner und Spaß am Spiel in den Fokus.

Durch das Aufkommen digitaler Medien verbreitete sich die Kampagne wie ein Lauffeuer. Inspiriert von diesen Videos begannen Menschen weltweit, sich ausschließlich auf das Trainieren von Fußballtricks zu konzentrieren. Die Sportart Fußball-Freestyle – so wie sie in ihrer heutigen Form bekannt ist – wurde zu einer etablierten Trendsportart. Durch die Videos der ersten professionellen Freestyler wie Soufiane Touzani (Niederlande) oder Arnaud „Séan“ Garnier (Frankreich) wurde die Sportart zunehmend populärer. Diese Vorreiter gaben vielen angehenden Freestylern einen Motivationsschub, zu trainieren und ihren eigenen Stil zu entwickeln.

Ein entscheidender Schritt für die Weiterentwicklung des Freestyle-Fußballs war die Einführung von Live-Wettbewerben und Meisterschaften. Der erste große Wettkampf, „Red Bull Street Style“, fand 2008 in São Paulo, Brasilien, statt. Der Franzose Séan Garnier erlangte mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft internationale Berühmtheit. Nur ein Jahr später, 2009, feierte die „Super Ball“-Weltmeisterschaft ihre Premiere – die erste offene internationale Meisterschaft, an der Freestyler aus aller Welt ohne nationale Vorqualifikation teilnehmen konnten. Der Super Ball etablierte sich als jährlicher Treffpunkt für Freestyler weltweit und schuf eine Plattform, um die Vielfalt und Kultur des Sports zu feiern.

Um dem Sport auch außerhalb der Community mehr Struktur und einen offiziellen Rahmen zu geben, wurde 2011 in Großbritannien die erste globale Freestyle-Organisation gegründet. Aus dieser entstand 2017 die „World Freestyle Football Association“ (WFFA), der heutige Weltverband. Diese Institution fördert seitdem die Struktur und Weiterentwicklung des Sports. Heute sind Freestyle-Wettbewerbe weltweit etabliert, die besten Athleten erreichen ein Millionenpublikum, und zahllose Videos ihrer Tricks inspirieren Fans rund um den Globus.

Fußball Freestyle in Deutschland

Anfang der 2000er-Jahre begannen auch in Deutschland erste Fußball-Pioniere, die neue Trendsportart Fußball-Freestyle zu praktizieren. Inspiriert durch die Werbekampagne „Joga Bonito“ des US-amerikanischen Sportartikelherstellers NIKE, die die trickreiche Seite des Fußballs porträtierte und dabei Werte wie Kreativität, Respekt vor dem Gegner und Spaß am Spiel in den Fokus rückte, begannen weitere Athleten, Fußball-Freestyle zu trainieren. Über klassische Internetforen organisierten sich Freestyle-Begeisterte bereits damals, tauschten sich über die Sportart aus, unterstützten sich beim Erlernen neuer Tricks und verabredeten sich zu Freestyle-Treffen.

2008 fand die erste Deutsche Meisterschaft im Rahmen des „Red Bull Street Style“ im Berliner Tempodrom statt. Unter anderem war Diego, damals Bundesliga-Profi beim SV Werder Bremen, Mitglied der Jury. Ein Jahr später folgte die zweite Deutsche Meisterschaft im Kölner Bootshaus, bei der Lukas Podolski als Head-Judge den Deutschen Meister küren durfte.

Nach diesen frühen Höhepunkten wurden Turniere nur noch unregelmäßig durchgeführt, da sich größere Sponsoren und Veranstalter sukzessive von der Organisation von Freestyle-Turnieren auf nationaler Ebene zurückzogen. Zwischen 2010 und 2020 fanden lediglich drei Meisterschaften statt (2014, 2018, 2019), während eine weitere Meisterschaft 2013 im Online-Turniermodus ausgetragen wurde. Zusätzlich sorgte die Vergabe von Wildcards für die Endrunden der Weltmeisterschaft (2012 & 2016) durch Red Bull, ohne transparente Kriterien, für Kritik an der Fairness der Wettbewerbe.

Trotz dieser Herausforderungen in den 2010er-Jahren etablierte sich Fußball-Freestyle in Deutschland als gefragte Trendsportart, die nicht nur Sportbegeisterte faszinierte. Die hohe Popularität des Fußballs trug dazu bei, dass Freestyler zunehmend als Show-Acts auf Veranstaltungen auftraten oder beispielsweise als Doubles oder Darsteller in Werbespots und Filmen mitwirkten. Auch viele Sportvereine – von der Kreisliga bis zur Bundesliga – erkannten die Vorteile des Fußball-Freestyle-Trainings im Hinblick auf die Verbesserung von Ballgefühl, Koordination, Rhythmisierungs- und Reaktionsfähigkeit für das klassische Fußballspiel. Insbesondere im Jugendbereich engagierten Vereine Fußball-Freestyler für spezielle Trainingseinheiten.

Parallel dazu gewannen durch die zunehmende Bedeutung von Social Media auch einzelne Content Creator an Popularität, die Fußball-Freestyle zum Hauptthema ihrer Inhalte machten. Zwar verhalfen diese Content Creator der Sportart zu größerer Bekanntheit, doch stand häufig die Selbstdarstellung im Vordergrund. Dies führte in der Außendarstellung immer wieder zu falschen Titelansprüchen und unwahren Behauptungen, die zum Zweck der Eigenvermarktung verbreitet wurden und das eigentliche Bild der Sportart und ihrer Community verzerrten.

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, schlossen sich 2021 Freestylerinnen und Freestyler aus dem Kern der deutschen Szene zusammen und gründeten den Deutschen Freestyle Fußball Bund e.V. (DFFB). Als gemeinnütziger Verein verfolgt der DFFB den übergeordneten Zweck, die gesamte Fußball-Freestyle-Community in allen Belangen zu unterstützen, den Sport auszuüben und weiterzuentwickeln.

Nach innen bedeutet dies vor allem die Zusammenführung einzelner Freestyler zu einer deutschlandweiten Community. Dazu gehört insbesondere die jährliche Organisation der Deutschen Fußball-Freestyle-Meisterschaft sowie die Vertretung der deutschen Community bei der World Football Freestyle Association (WFFA).

Nach außen fungiert der DFFB als zentrale Anlaufstelle für die Allgemeinheit zu unterschiedlichsten Themen. Dazu zählt die Bereitstellung allgemeiner und geprüfter Informationen zur Sportart sowie die Einsicht in alle Deutschen Meisterschaften und deren Gewinner. Der DFFB schafft somit vollständige Transparenz rund um das Thema Fußball-Freestyle und bietet Kunden vor einer Zusammenarbeit mit Freestylern oder vermarktenden Agenturen die Möglichkeit, die beworbenen Titel und Referenzen der Athleten zu überprüfen.

Heute ist die deutsche Fußball-Freestyle-Community eine weltoffene Gemeinschaft mit etwa 100 bis 120 aktiven und ehemaligen Athleten, einem strukturierten Verband und regelmäßigen Meisterschaften.

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